Mit anderen Worten und mit Worten anderer:
...wir Menschen alle, wir Anspruchsvolleren,
wir mit der Sehnsucht, mit der Dimension zuviel,
könnten gar nicht leben, wenn es nicht außer der Luft dieser Welt
auch noch eine andere Luft zu atmen gäbe, wenn nicht außer der Zeit
auch noch die Ewigkeit bestünde, und die ist das Reich des Echten...
(Hermann Hesse in "Steppenwolf")
Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt,
Und was man geglaubt, es sei geschehn,
Kann man von weitem erst kommen sehn.
Frei soll die Phantasie erst schalten,
Nach ihrem Gefallen die Fäden verweben,
Hier manches verschleiern, dort manches entfalten,
Und endlich in magischen Dunst verschweben,
Wehmut und Wollust, Tod und Leben
Sind hier in innigster Sympathie –
(Ausschnitt aus Novalis/Heinrich von Ofterdingen/
Die Erfüllung)
Mit den Tönen
Kommt das Sehnen,
Reget sich der Liebe Schmerz.
Wie sie beben
Und verschweben,
Bebt, verschwebt das stille Herz.
(Novalis)
Die Seele muss mit ihrer ganzen Macht in ihr Licht durchbrechen.
Aus der Macht und aus dem Licht entspringt ein Brand, eine Liebe...
In dieser Erleuchtung klimmt sie über sich hinaus...
"da bin ich, was ich war".
(Meister Eckhardt)
Was wir für Wirklichkeit halten, scheint nur ein beschränkter Ausschnitt aus dem Ganzen zu sein.
Erst ein verändertes Bewusstsein, dass die Auflösung der gewohnten Vorstellungen mit sich bringt,
lässt die Welt anhalten und öffnet den Weg zu einer anderen Perspektive.
Hans E. Ulrich in "Von Meister Eckhardt bis Carlos Castaneda", Vorwort
Wir dagegen haben uns gefunden,
In des Äthers sterndurchglänztem Eis,
Kennen keine Tage, keine Stunden,
Sind nicht Mann noch Weib, nicht jung noch Greis.
(...)
Kühl und wandellos ist unser ewiges Sein,
Kühl und sternhell unser ewiges Lachen.
(Hermann Hesse, Auszug aus "Die Unsterblichen")
Verheißung
Fühlst Du durch die Winternacht
Durch der kalten Sternlein Zittern
Durch der Eiskristalle Pracht
Wie sie flimmern und zersplittern,
Fühlst nicht nahen laue Mahnung,
Keimen leise Frühlingsahnung?
Drunten schläft der Frühlingsmorgen
Quillt in gährenden Gewalten
Und, ob heute noch verborgen,
Sprengt er rings das Eis in Spalten:
Und in wirbelnd lauem Wehen
Braust er denen, die's verstehen.
Hörst Du aus der Worte Hall,
Wie sie kühn und trotzig klettern
Und mit jugendlichem Prall
Klirrend eine Welt zerschmettern:
Hörst Du nicht die leise Mahnung,
Warmen Lebensfrühlings Ahnung?
(Hugo von Hofmannsthal)
Erhebung
Hoch über stillen Wäldern, blauen Meeren,
Hoch über eisiger Gletscher Einsamkeit
Und über Wolkenflügen weltenweit,
Jenseits der sternbeglänzten ewigen Sphären
Dort regst du dich, mein Geist, so frei und jung!
Wie kühne Schwimmer durch die Wellen gleiten,
So ziehst du durch die unermessnen Weiten
Voll grosser, männlicher Begeisterung.
Flieh' aus der Erde giftigtrübem Schlamme,
Steig' auf zum Äther, Seele, werde rein!
Und trink wie einen starken Götterwein
Der lichten Räume himmlischklare Flamme.
Weit hinter dir lass Kummer, Schuld und Streit,
Die dumpf und lastend dich zur Erde zwingen,
Beglückt, wer sich erhebt auf leichten Schwingen
Zu leuchtender Gefilde Heiterkeit!
Wessen Gedanken gleich der Lerche steigen
Des Morgens frohbeschwingt zum Firmament,
Wer überm Leben schwebt und mühlos kennt
Der Blumen Sprache und der Dinge Schweigen!
(Charles Baudelaire)
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
(Hermann Hesse: Stufen)